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Gartenhof Löw zu Steinfurth
Geschichte
Ursprünglich war der Hof einer von 4 Pachthöfen der Freiherren Löw von und zu Steinfurth, die seit dem 13. Jahrhundert in der besonders fruchtbaren Wetterau ansässig waren und schon 1311 im Zusammenhang mit Besitzungen in Steinfurth erwähnt wurden.
Die Pachthöfe und das Herrenhaus wurden mit der Zeit aufgegeben und befinden sich mit Ausnahme des unteren Pachthofes (der jetzige Gartenhof) nicht mehr in Familienbesitz.
Das älteste Gebäude des Hofes, das Brenn- und Brunnenhaus wurde 1557 errichtet, das markanteste, die große Scheune, eine der letzten erhaltenen Barockscheunen, 1774.
Nachdem Anfang des 20. Jhdt. der Großpächter, der den Hof teilweise modernisiert hatte (nach ihm auch „Brückmannshof“ genannt), aufgab, diente dieser z.T. als Raiffeisen Lager und das zugehörige Wohnhaus als Armenhaus und wurde bis in die 1950er Jahre von mehreren ortsansässigen Pächtern und Familien genutzt. Der Hof drohte zu verfallen.
Im Jahre 1950 wurde der Hof von der Familie von Löw wieder übernommen und nach und nach instandgesetzt und umgestaltet. Die Hauptlast trug Heinke von Löw (1921 – 2014, zu sehen auf dem Bild), die den Aufbau der neu gegründeten „Baum und Rosenschule“ zu ihrer Herzenssache machte.
Rosendorf
In Steinfurth verlor, nachdem die Brüder Schultheiß schon 1868 die Methode des Anbaus von Rosen aus England mitbrachten, die traditionelle Landwirtschaft an Bedeutung. Viele Steinfurther Bauern, die zunächst als Arbeiter im Betrieb Schultheiß arbeiten, machten sich nach und nach selbständig und praktizierten den dort erlernten Rosenanbau.
Steinfurth wurde zu einem Rosendorf mit weit über 100 Rosenanbaubetrieben. Nur sehen konnte man im Ort fast keine Rose, bestenfalls auf den Feldern.
So begann Heinke von Löw Mitte der 1950iger Jahre als erstes in Steinfurth einen Schaugarten anzulegen, in dem nicht nur Rosen zu sehen waren, sondern auch Begleitpflanzen wie Stauden und Gehölze. Rosen in Kombination mit Stauden und Heilkräutern stellten damals im Ort ein vielbelächeltes Novum dar, fand aber im Laufe der Jahre etliche Nachahmer.
Die Steinfurther Anbaubetriebe vermehrten, kultivierten und vermarkteten Rosen, sie trieben jedoch keine Rosenzucht. Das Veredlungsmaterial erhielten sie meistens von großen Rosenzüchtern aus Norddeutschland, die als Lizenzgeber die Steinfurther Rosenbauern mit „Knebelungsverträgen“ zu Lizenzanbau bzw. zur Zahlung hoher Gebühren zwangen.
Hinzu kam es in den 1950iger Jahren zu ersten Patentierungen von Lebewesen. Auch hier spielte eine Rose eine wichtige Rolle. Dieses hätte auch Teile der Rose (wie z.B. Rosenblätter) unter Patentschutz gestellt. Einige Steinfurther Rosenbauern versuchten sich dagegen zu wehren. Die Initiative wurde maßgeblich von Heinke von Löw vorangetrieben und führte bis zu einem Urteil am Bundesgerichtshof . Es konnte ein Teilerfolg erreicht werden. 1974 entstand daraus ein deutlich abgemildertes Sortenschutzgesetz. Das war der Beginn einer Initiative, deren Forderung: „Kein Patent auf Leben“, mit der Einführung der Gentechnik bei Pflanzen- und Tierzüchtung an entscheidender Bedeutung gewann.
Viele Rosenbetriebe verschwanden bald, da Pflanzen zunehmend billig aus dem Ausland importiert wurden. Der Rest versuchte seine Existenz am Markt durch Aufbau einer Genossenschaft, der Rosen Union zu retten, die auch eigene Züchtungen vornahm. Auch der Löw’sche Betrieb beteiligte sich an dieser Genossenschaft und war einer der Initatoren.
Ökologischer Landbau
In dieser Zeit begann auch ein zunehmendes Interesse an dem Ökologischen Anbau von Pflanzen. Dagegen regte sich damals in der sog. „Wirtschaftswunderzeit“ noch gewaltige Ablehnung. Es ging vor allem auch bei den Rosen um die Reduktion des Einsatzes von Chemie, besonders durch die „Rückbesinnung“ auf alte, gesunde und widerstandfähige Pflanzen und eine entsprechende Bodenpflege.
Die Umstellung des Betriebes, die auf wenig Gegenliebe der Mitarbeiter und Kollegen stieß, wurde begünstigt durch Anbauverträge mit einem Demeter Betrieb, der chemiefreies Material, v.a. Rosenblätter für Kosmetika und Therapeutika forderte.
In den 1960iger Jahren übernahm der Sohn Ludwig von Löw (1943 – 2015) große Teile des Betriebes und konzentrierte sich auf die „klassische“ Landwirtschaft, d.h. vor allem Getreideanbau. Damit war es möglich, den Großteil der zugehörigen Ländereien des Besitzes, etwa 100ha selbst zu bewirtschaften. Aber auch der Rosenanbau ging weiter.
Mit der folgenden Reduktion des Geschäftes der ursprünglichen Baum- und Rosenschule, gewannen Stauden und Heilkräuter zunehmend an Bedeutung im Sortiment des Betriebes.
Das Ziel der Umwandlung des Gartenhofes hinsichtlich einer Ökologischen Bewirtschaftung wurde mit der Gründung eines Biolandbetriebes für Gemüseanbau durch Ehrhard Schwalm auf Löw‘schen Äckern begonnen. Es folgte 2004 die Verpachtung von Land und einem Teil der Hofgebäude an eine japanische ökologische Initiative: „Shumei natural agriculture“.
Shumei
SHUMEI – Natural Farm – Natürliche Landwirtschaft
Seit dem Jahre 2004 haben wir Teile des Hofes, Gartens und Ackerland an eine Initiative aus Japan abgegeben, die sich mit natürlicher Landwirtschaft auf einer spirituellen Basis beschäftigt und bereits mit Erfolg das von ihr erzeugte Gemüse direkt gegen Spenden vermarktet.
Shumei veranstaltet regelmäßig Jahresfeiern mit Gästen aus der ganzen Welt auf dem Gartenhof. Außerdem werden traditionelle Teezeremonien abgehalten, welche teilweise auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Kulturelles
Daneben entstand eine neue kulturelle Initiative auf dem „Gartenhof“ von Löw, die „Steinfurther Scheunengespräche“ und die „Scheunenkonzerte“, die 1972 unter dem Leitgedanken „Natur und Geist“ begannen.
Bis heute finden auf dem Gartenhof regelmässig Veranstaltungen statt wie Konzerte, Erntedankfest oder private Feiern. Mehr zu Veranstaltungen auf dem Hof